Namur


Namur  (französisch: Namur; niederländisch: Namen, wallonisch: Nameur)  ist eine Stadt in Belgien mit 110.500 fast ausschließlich französischsprachige Einwohnern.

 

Die wallonische Hauptstadt Namur liegt im Herzen Belgiens an der Einmündung der Sambre in die Maas, 60 Kilometer südlich-östlich von Brüssel. Sie ist neben der Hauptstadt der französischsprechenden Wallonie auch die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Namur. Weiterhin ist Namur römisch-katholischer Bischofssitz und mit der Universität von Namur auch eine Universitätsstadt.

 

Die Stadt bietet Urlaubern zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Besonders Reisende, die es langsam angehen wollen, finden hier ein ideales Reiseziel: Namur gilt unter Belgiern als gemütliche Stadt ohne Hektik und Stress.  

 

   

Geschichte

 

Namur - Zitadelle, Foto by Michielverbeek
Namur - Zitadelle, Foto by Michielverbeek

Erste Siedlungsspuren stammen aus vorchristlicher Zeit. Um 6.000 vor Christus entstanden hier die ersten festen Siedlungen, indem bisherige Nomaden sesshaft wurden.

 

Bereits vor dem 1. Jahrhundert nach Christus entwickelte sich westlich von Sambre und Maas auf dem Gebiet der heutigen historischen Altstadt ein klar strukturiertes Dorf mit einem eigenen Hafen nahe der Sambre-Mündung und Handelsverbindungen innerhalb des Römischen Reiches. Über die Jahrhunderte hinweg wuchs die von den Kelten errichtete Siedlung diese immer mehr zu einer Stadt heran.

 

Urkundlich wurde Namur im 7. Jahrhundert erstmals erwähnt. Die Merowinger erbauten dort eine erste Festung. Im 10. Jahrhundert wurde Namur eine Grafschaft. Die Grafen von Namur erhielten allerdings nur das Nordufer der Maas als Lehen, das Südufer unterstand dem Bischof von Lüttich; dementsprechend entwickelte sich der Stadtkern nur an einem Ufer, am anderen die Ortschaft Jambes.

 

1262 fiel Namur an die Grafschaft Flandern, 1421 erwarb Philipp der Gute von Burgund die Stadt.

 

Im 17. Jahrhundert wurde die Festung der nunmehr zu den Spanischen Niederlanden gehörenden Stadt angesichts der aggressiven Expansionspolitik des französischen Königs Ludwig XIV. (Devolutionskrieg 1667–1668) verstärkt.  

 

Belagerung von Namur, 1695
Belagerung von Namur, 1695

1692 eroberte und annektierte Frankreich die Stadt. Die Zitadelle wurde von Vauban ausgebaut, dennoch gelang es Wilhelm von Oranien im Pfälzer Erbfolgekrieg nur drei Jahre später - 1695, Namur für die Alliierten zurückzuerobern.

 

1709 wurde die Herrschaft der Niederländer über die Festung bestätigt, im Frieden von Utrecht wurde allerdings auch die habsburgische Herrschaft über die nunmehr Österreichischen Niederlande bestätigt. So ergab sich die paradoxe Situation, dass die Zitadelle von den Niederländern, die Stadt jedoch von den Österreichern kontrolliert wurde.

 

1794 wurde Namur von den französischen Revolutionstruppen eingenommen und wie die gesamten linksrheinischen Niederlande annektiert. Von 1795 bis 1814 war Namur Verwaltungssitz (chef-lieu) für das französische Département Sambre-et-Meuse. 

 

Mit dem »Wiener Kongress« wurde die Stadt Teil des vereinigten Königreiches der Niederlande, nach der »Belgischen Revolution« 1830 des Königreichs Belgien. 

 

Namur, Foto by Jean-Pol Grandmont
Namur, Foto by Jean-Pol Grandmont

Das belgische Militär baute um die Stadt einen Ring von neun Festungen, wie es ihn auch in Lüttich gab. Beauftragt wurde der belgischen General Henri Alexis Brialmont. 

 

Die Stadt galt als uneinnehmbar, bis um 1890 die »Brisanzgranate« erfunden wurde: Man füllte die Granaten nun mit Pikrinsäure bzw. später TNP oder TNT, was ihre Sprengkraft vervielfachte. 

 

Gemauerte Festungen konnten nun zerschossen werden. Nur sehr dicker, besonders harter Beton konnte den Geschossen widerstehen.

 

Im Ersten Weltkrieg war Namur eines der Hauptangriffsziele der deutschen Invasoren. Die Forts wurden mit schwerer Artillerie beschossen und zerstört, Namur selbst fiel nach nur drei Tagen. 

 

Namur, Foto by Jean-Pol Grandmont
Namur, Foto by Jean-Pol Grandmont

Auch im Zweiten Weltkrieg erlitt Namur schwere Zerstörungen. Es lag beim deutschen Westfeldzug 1940, beim alliierten Vormarsch im Herbst 1944, bei der deutschen Ardennenoffensive ab 16. Dezember 1944 und bei deren Zurückschlagung an der Frontlinie.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wandelte sich Belgien zu einem Bundesstaat mit drei Regionen. Namur wurde Sitz der wallonischen Regionsbehörden.

 

                       

Sehenswürdigkeiten

 

Zitadelle: Die mächtige und weitläufige Zitadelle ist das Wahrzeichen der wallonischen Hauptstadt Namur und eine der größten Festungsanlagen Europas. Sie thront auf einem Felsvorsprung südlich des Zentrums über Sambre und Maas, wobei Erstere hier in den letztgenannten und wohlbekannten Fluss mündet.  

 

Die Festung entstand wohl zwischen dem 5. und 9. Jahrhundert und wurde im Laufe der Jahrhunderte immer weiter ausgebaut und nahm zu jeder Zeit eine strategisch wichtige Position im Herzen Europas ein.

 

Bahnhof, Foto by Michielverbeek
Bahnhof, Foto by Michielverbeek

Doch all dies konnte Namur nicht davor bewahren, eingenommen und besetzt zu werden. 

 

Im 17. Jhdt. wurde die Zitadelle vom französischen Festungsbau-meister Vauban ausgebaut, dennoch gelang es Wilhelm von Oranien im Pfälzer Erbfolgekrieg bereits 1695, Namur und die Festung für die Alliierten zurückzuerobern.

Zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert standen alle europäischen Großmächte vor den Toren Namurs, um die Festung und damit die Stadt zu belagern und schließlich zu erobern.

 

Kathedrale Saint-Aubain: Die Barockkathedrale Sankt Aubin in Namur wurde nach den Plänen des Schweizer Architekten  Gaetano Matteo Pisoni  von 1751 bis 1767 erbaut und ersetzte die bisher an dieser Stelle stehende Kathedrale. Der Turm aus dem 13. Jahrhundert blieb erhalten.Die Kathedrale St. Aubin ist die Kathedrale des Bistums Namur. Die abgerundete Fassade zieren 20 korinthische Säulen und 5 Statuen. 

 

Die Vierung trägt eine beeindruckende Kuppel, während die klassischen Seitenfassaden einen schönen Kontrast mit der prächtigen Hauptfassade bilden.Die Kathedrale birgt einzigartige Kunstwerke, darunter Gemälde von Anton van Dyck, Jacob Jordaens und Nicolaï (einem Schüler von Rubens) sowie ein romanisches Taufbecken.


Élysette:  
Sitz der wallonischen Regierung

 

Hospice Saint-Gilles:  Sitz des wallonischen Parlaments

             

Gastronomie und Spezialitäten

 

Laden in Namur
Laden in Namur

Namur ist in der Wallonie als Feinschmeckerziel bekannt, was man sogar dem Stadtwappen entnehmen kann: Darauf ist eine Schnecke zu sehen, Symbol der Stadt und gleichzeitig eine Spezialität aus der Region. Immer mehr Restaurants mit Sterneköchen haben sich in den letzten Jahren in der Barockstadt angesiedelt.

 

Das bekannte Schneckengericht »Petit Gris« oder die Entenstopfleber gelten unter den Bürgern Namurs als unverzichtbar. Kurzurlauber sollten die »Biétrumé de Namur« probieren - Karamellbonbons, die auf der Zunge zergehen - am besten im  »La Maison des Desserts«.  

 

 

Der Genießer schaut bei der einen oder anderen Institution dieser Stadt herein – jede ist eine Hommage an die Lebenskunst in originellem Ambiente. Man probiert sündhafte Tortenkreationen im »Maison des Desserts« oder gesellt sich zu »Tout Namur« in die pulsierende »Brasserie Henry« im Belle-Epoque-Stil.