Der Wallfahrtsort Banneux


Banneux ist ein kleiner Ortsteil der belgischen Gemeinde Sprimont, 20 Kilometer südöstlich von Lüttich (franz: Liège, niederl: Luik).

 

Er liegt auf einer kargen Hochebene in den wallonischen Ardennen und ist der größte belgische Wallfahrtsort. Banneux wird oft als »das belgische Lourdes« bezeichnet.

Heute ist Banneux ein viel besuchter Wallfahrtsort mit einer Heilquelle und einem Kranken-Hospiz »Hospitalité Banneux Notre-Dame« mit über 300 Betten.

 

Während der Wallfahrtssaison von Mai bis Oktober werden täglich eine Krankensegnung und mehrere Pilgermessen abgehalten.

 

1985 besuchte der damalige Papst Johannes Paul II. den Ort.

 

 

Geschichte

 

Die Erscheinungen im Jahr 1933 

Mariette BECO ist 11 Jahre alt. Sie ist die älteste von 7 Kindern (andere Quellen berichten von 11 Kindern), geboren am 25. März 1921. Ihre Familie lebt unter ärmlichen Verhältnissen in einem bescheidenen Arbeiterhaus am Waldrand außerhalb des Weilers Banneux.

 

Vom 15. Januar bis 2. März 1933 erschien der Elfjährigen die Gottesmutter Maria achtmal und stellte sich als Jungfrau der Armen vor.

 

Anwesende Zeugen, wie Mariettes Vater oder der Nachbar Charlesèche, konnten die Mutter Gottes selber weder sehen noch reden hören. Kritiker sind der Überzeugung, dass die Erscheinungen lediglich Halluzinationen gewesen seien.

  • Am 15. Januar 1933, dem ersten Erscheinungstag, warteten die Mutter und Mariette auf ihren jüngeren Bruder. Aus dem Fenster schauend sah Mariette in der Finsternis eine strahlende Dame. Die Mutter, die auch eine Gestalt wahrnahm, schickte Mariette ins Bett.
  • Am 18. Januar schwebte die Muttergottes zu einer kleinen Quelle am Straßenrand und sagte: »Diese Quelle ist mir vorbehalten.« Der Vater und ein Nachbar begleiteten Mariette.
  • Am 19. Januar betete Mariette in Begleitung ihres Vaters vor ihrem Elternhaus Rosenkranz und empfing folgende Botschaft der Mutter-gottes: »Ich bin die Jungfrau der Armen.«
  • Am 20. Januar ging Mariette mit ihrem Vater vor das Haus und betete. Die Muttergottes Maria forderte diesmal den Bau einer Kapelle.
  • Am 11. Februar empfing Mariette an der Quelle folgende Botschaft der Gottesmutter: »Ich komme das Leid zu lindern.«
  • Am 11. Februar bat Mariette im Auftrag eines Priesters um ein Zeichen. Die Gottesmutter sagte: »Glaubt an mich - und ich werde an Euch glauben! Betet viel!«
  • Am 20. Februar forderte die Gottesmutter immer wieder zum Beten auf.
  • Am 2. März, dem letzten Erscheinungstag, sagte die Gottesmutter Maria: »Ich bin die Mutter des Heilands, die Mutter Gottes. Betet viel! Lebe wohl!«

 

Hieraufhin wurde die Erscheinungskapelle, die sogenannte »Kleine Kapelle« erbaut und eingeweiht. Dies bildete den Grundstock für einen Wallfahrtsort.

 

Eine amtliche Anerkennung der Erscheinungen erfolgte durch den Bischof von Liège (Lüttich) Msgr. Louis-Joseph Kerkhofs am 22. August 1949.

 

Banneux wurde nach dem Krieg Zentrum eines Gebetskreuzzuges für den Frieden in der Welt. Der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer ließ eine Kapelle auf dem Gelände des Erscheinungsortes bauen.

 

Unzählige Kranke konnten dank eines großen Hospizes nach Banneux gebracht werden, um dort die allerseligste Jungfrau zu verehren.

 

Mariette Beco hat später nicht die Berufung zum Ordensstand empfangen, sondern den Ehestand gewählt.

Sie starb am 2. Dezember 2011 im Alter von 90 Jahren im Seniorenheim »Home de la Vierge des Pauvres« in Banneux. Sie hinterließ drei Kinder.

 

Ihr Leben war nicht einfach und blieb durch ihre Herkunft geprägt. Bis zuletzt lebte sie zurückgezogen in Banneux, erst wenige Wochen vor ihrem Tod zog sie in eine kirchliche Pflegeeinrichtung. Mariette war in ihrem Leben immer sehr diskret.

 

So kam sie von den Pilgern unerkannt zur Quelle und zur Erscheinungskapelle. Während des Papstbesuches 1985 in Banneux fand eine Begegnung mit dem polnischen Pontifex Johannes Paul II. abseits der Öffentlichkeit statt.

 

Die Wallfahrtsleitung gab nach ihrem Verscheiden bekannt: »Mariette erlebte, wie viele andere auch, die Freuden und Mühen des Alters. Mehrmals besuchte Rektor Leo Palm Mariette. Er beschrieb sie als eine Frau, die von ihrer Familie sehr geliebt wurde. Sie lebte eine tiefe Verbundenheit zu ihrem Sohn und den Enkelkindern. Mariette hat sehr unter dem Tod ihrer beiden Töchter gelitten, eine Tochter starb als Baby, die andere 2008.«

 

Anlässlich des 75. Jahrestag der Erscheinungen (2008) hatte Mariette Beco in einen öffentlichen Brief geschrieben. Dort erklärte sie ein letztes Mal ihre Rolle bei den Erscheinungen: »Ich war nur die Briefträgerin, beauftragt, eine Botschaft weiterzugeben. Ist die Botschaft abgegeben, hat der Bote keine Bedeutung mehr.«

 

Ein nur für sie bestimmtes Geheimnis, das die Gottesmutter ihr 1933 anvertraute, hat sie niemandem mitgeteilt.