Abteikirche St. Mauritius


Architektur

 

Die heutige Abteikirche ist eine querhauslose dreischiffige gotische Anlage aus der Mitte und zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

 

     

Bau des Adalgisel-Grimo

 

Der erste rechteckige Kirchenbau des fränkischen Adeligen Adalgisel Grimo wurde Anfang des 7. Jahrhunderts in den Resten einer römischen Badeanlage errichtet. Da sich jeder Neubau der Klosterkirche im Verlauf der Jahrhunderte an der Ursprungsausrichtung der römischen Badeanlage orientierte, ist der heutige Sakralbau nicht vollständig geostet.

 

     

Erweiterungsmaßnahmen

 

Um das Jahr 750 wurde die Kirche durch eine rechteckige Choranlage erweitert. Nach dem Jahr 1066 wurde die Klosterkirche unter Einbeziehung der Grablege des als Märtyrer verehrten Trierer Bischofs  Kuno von Pfullingen unter dem Sakramentsaltar zu einem dreischiffigen Rechteck erweitert. In den Jahren 1216 bis 1230 wurde dieser Bau zum Schutz vor Bränden eingewölbt. Dennoch fiel die Kirche bereits im Jahr 1230 mitsamt den Klostergebäuden einem Großbrand zum Opfer.

 

     

Mittelalterliche Neubaumaßnahmen

 

Im Jahr 1236 begann man am Ort der Brandruine mit der Errichtung einer neuen Klosterkirche mit drei Apsiden im romanischen Stil. Noch vor seiner Vollendung fiel dieser Bau einem weiteren Brand anheim.

 

Als man im Jahr 1260 mit den Arbeiten zur jetzigen Kirche begann, beließ man das romanische Fundament des nicht vollendeten Vorgängerbaues und errichtete hierauf dem Stil der Zeit entsprechend unter trierischem und lothringisch-burgundischem Einfluss eine frühgotische Kirche. Der Formenapparat der klassischen französischen Gotik wurde in Tholey auf ein monastisches Minimum reduziert.

 

Das Hauptportal im Nordwesten entspricht in seiner Struktur in etwa dem Hauptportal der Trierer Liebfrauenkirche. Das Bogenfeld zeigt in stark verwitterter Form die Auferstehung Jesu. Der wuchtige Westturm wurde von der romanischen Bauanlage übernommen. Das heutige Bauwerk war um das Jahr 1302 vollendet.

 

Das Langhaus wird von 12 Pfeilern getragen und hat eine Länge von 47 Metern, eine Breite von 20 Metern und eine Höhe von 31 Metern. An den Schlusssteinen der Gewölbe finden sich Blattwerkschmuck und vereinzelte figürliche Darstellungen.

 

Für die Gläubigen des Dorfes war bereits um das Jahr 1000 eine Kapelle mit dem Patrozinium Johannes des Täufers auf dem heutigen Tholeyer Marktplatz errichtet worden, die heute nicht mehr besteht.

 

         

Barockzeit, Französische Revolution, Nutzung als Pfarrkirche

 

Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche mit barocken Altären ausgestaltet. Nachdem am 7. Juli 1794 das Kloster aufgehoben worden war und im Jahr 1798 Kirche und Klostergebäude in Metz öffentlich für 50.000 Franken versteigert worden waren, erwarb im Jahr 1806 ein Tholeyer Bürger die Anlage für 1.650 neue Gulden und schenkte sie der Gemeinde als Pfarrkirche.

 

Im 19. Jahrhundert wurden an dem Gebäude zahlreiche Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt und die Kirche im Stil des Historismus ausgemalt.

 

      

Renovierungsmaßnahmen zu Beginn des 20. Jahrhunderts

 

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Sakralgebäude in den Jahren 1903 bis 1906 einer großen Renovierung unterzogen und die Turmfundamente weitgehend unterfangen. Auch die Gewölbekappen wurden fast vollständig erneuert. Der Fußboden, den man im Laufe der Jahrhunderte wegen aufsteigenden Grundwassers erhöht hatte, wurde wieder auf sein ursprüngliches Niveau abgesenkt. Auch die historistische Bemalung der Wände und Gewölbe wurde wieder entfernt. Das Gelände um die Kirche wurde tiefer gelegt und durch eine Mauer zur Straße hin abgesichert.

 

     

Generalsanierung der Nachkriegszeit

 

Bei der Renovierung der Kirche in den Jahren 1957 bis 1963 wurden sämtlichen mittelalterlichen Kirchenfundamente durch massive Eisenbetonfundamente ersetzt, die gesamte Steinaußenhaut des Nordseitenschiffes mit den Maßwerkfenstern erneuert sowie der Dachstuhl in Eisenbetonverstrebungen im Sinne einer »Mauerwerkszange« neu konstruiert. Im Fußboden wurde eine Heizung eingebaut.

 

Liturgisch wurde der Kirchenraum im Stil der Zeit gestaltet, wobei man eine neue Taufkapelle im Westen anbaute und den gotischen Altar mit seinen mittelalterlichen Reliquiennischen zerstörte, um ihn durch einen modernen glatten Blockaltar ersetzen zu können.

 

Der moderne Altar ist mit einem Wabenmuster aus vergoldeten Kupferplatten mit Perlmutteinlagen der Aachener Goldschmiedewerkstatt Schwerdt und Förster  geschmückt. Schwerdt und Förster  schufen auch das moderne Lesepult, die Leuchter und das Tabernakel in der Sakramentskapelle. 

 

Bei der Sanierungsmaßnahme entfernte man ebenso alle neogotischen Ausstattungsstücke. Das aus dem Jahr 1704 stammende Chorgestühl, von dem heute nur noch die Hälfte des ursprünglichen Bestandes erhalten ist, wurde in Richtung Apsis verschoben. Anstelle des neogotischen Altaraufbaues positionierte man einen um das Jahr 1300 entstandenen Verkündigungsengel vom Seitenpfeiler des Hauptportals in der Apsis der Kirche.     

 

Die Bildteppiche des Kreuzweges, die von der Aachener Textilkünstlerin Wirtz-Getz in den 1960er Jahren gefertigt worden waren, wurden in den 1990er Jahren wieder durch neu gerahmte neogotische Kreuzwegstationen ersetzt.