Die Würzbachtalbahn


Würzbachtalbahn, Foto: Lantus
Würzbachtalbahn, Foto: Lantus

Die Würzbachbahn – auch Würzbachtalbahn genannt – war eine in den Jahren 1866 und 1867 von der »Pfälzischen Ludwigsbahn-Gesellschaft« eröffnete Bahnstrecke innerhalb des heutigen Saarlandes, die in ihrer damaligen Form heute nicht mehr existiert.

 

Zwischen Bierbach und St. Ingbert war die Strecke ab den 1880er Jahren Teil einer internationalen Magistrale, die unter anderem über Landau und Germersheim in Richtung Osten verlief.

 

Der Abschnitt Würzbach – St. Ingbert wurde aus strategischen Gründen 1895 außer Betrieb genommen, da sich der in diesem Bereich befindliche ›Hasseler Tunnel‹ (507 m lang) für Militärzüge als ungeeignet erwiesen hatte. Ersetzt wurde er durch eine Neubaustrecke über Rohrbach.

 

Da ab 1904 zwischen Homburg und St. Ingbert eine Direktverbindung existierte, bildete die Reststrecke in der Folgezeit keine betriebliche Einheit mehr.

 

Bedingt durch eine Veränderung der Verkehrsströme, die mit der Schaffung des heutigen Saarlandes zusammenhingen, wurde der Abschnitt Schwarzenacker – Bierbach von Zügen der Bliestalbahn befahren, die fortan vorzugsweise nach Homburg verkehrten. Der Verkehr zwischen Schwarzenacker und Bierbach endete 1991.

 

Der Abschnitt Bierbach–Würzbach ist als Teil der Bahnstrecke Landau–Rohrbach bis heute in Betrieb. Diese besteht in ihrer jetzigen Form seit 1895, verlor jedoch Mitte der 1990er Jahre ihre überregionale Bedeutung.

 

         

Entstehung

 

Bereits im Zuge der Planungen der »Pfälzischen Ludwigsbahn« gab es Erwägungen, die Stadt St. Ingbert samt ihrer Kohlevorkommen sowie dem dortigen Eisenwerk an das Eisenbahnnetz anzuschließen.

 

Jedoch kam stattdessen auf preußischen Druck die Variante nach Bexbach ins Spiel, um später von dort aus ins Sulzbachtal einzuschwenken.

 

Zunächst gab es Erwägungen, die St. Ingberter Gruben an das benachbarte preußische Bahnnetz anzuschließen. Diese wurden wieder fallen gelassen, da die Gruben aus dem Nachbarstaat in einem zu großen Konkurrenzverhältnis zu den Bergwerken aus St. Ingbert standen.

 

Anfang der 1860er Jahre liefen Planungen, gemäß denen zunächst eine Bahnlinie auf kürzestem Weg von St. Ingbert nach Homburg entstehen sollte. Jedoch gab es in der Folgezeit von den Gemeinden entlang der Blies und des Würzbaches mehrere Eingaben, eine Streckenführung über ihr Gebiet durchzusetzen.

 

Daraufhin entbrannten heftige Diskussionen. Homburg und St. Ingbert forderten eine Direktverbindung, da die Variante entlang der beiden genannten Flüsse teurer wäre.

 

Die pfälzische Eisenbahndirektion gab am 20. November 1864 schließlich grünes Licht für die längere Streckenführung und erklärte sich in diesem Zusammenhang bereit, die anfallenden Mehrkosten zu übernehmen.

 

Zudem versprach sie eine Ermäßigung der Erzeugnisse der Gruben aus St. Ingbert, um zu verhindern, dass sie teurer würden als bei einer Direktstrecke.

 

Die Strecke sollte in Schwarzenacker von der bestehenden Bahn nach Zweibrücken abzweigen und über Bierbach, Lautzkirchen und Hassel St. Ingbert erreichen.

 

Die Wasserscheide zwischen Hassel und St. Ingbert sollte mittels eines 507 m langen Tunnels bewältigt werden.

 

Die Genehmigung durch die Pfälzische Ludwigsbahn-Gesellschaft erfolgte am 23. Dezember 1864. Am 13. Februar des Folgejahres stimmte auch der bayerische König Ludwig II. dem Bau der Strecke zu.

 

Das Teilstück Schwarzenacker–Hassel wurde am 28. November 1866 eröffnet; der Lückenschluss bis St. Ingbert einschließlich des sogenannten ›Hasseler Tunnels‹ folgte am 1. Juni 1867.

 

Die »Würzbachbahn« genannte Bahnlinie von Schwarzenacker nach St. Ingbert war nach der Ludwigsbahn Ludwigshafen–Bexbach, der Bahnstrecke Mainz–Ludwigshafen und den Stichstrecken nach Speyer sowie Zweibrücken die fünfte der Ludwigsbahn-Gesellschaft, die bereits 1870 Teil der neu gegründeten ›Pfälzischen Eisenbahnen‹ wurde.

 

                

Entwicklung bis zum Ersten Weltkrieg

 

Die Züge wurden stets bis Homburg durchgebunden. In diesem Zusammenhang erhielt die Zweibrücker Strecke im Abschnitt Homburg–Schwarzenacker ein zweites Gleis.

 

Am 15. Oktober 1879 erfolgte zudem die Durchbindung der St. Ingberter Strecke bis nach Saarbrücken, wodurch nach der seit 1852 bestehenden Linie über Bexbach und Neun- kirchen eine zweite Bahnverbindung zwischen Homburg und Saarbrücken entstanden war.

Der ›Hasseler Tunnel‹ genügte aufgrund seines engen Lichtraumprofils den militärischen Anforderungen nicht, weshalb er 1895 aufgegeben wurde.

 

Ab Würzbach erfuhr die Bestandsstrecke eine neue Trassierung, in deren Zuge der Bahnhof Hassel ebenfalls stillgelegt wurde und durch einen neuen Bahnhof an der neuen Trasse ersetzt wurde.

 

Durch die am 1. Januar 1904 aus strategischen Gründen eröffnete Verbindung Rohrbach–Homburg existierte fortan zwischen Homburg und Saarbrücken eine Verbindung auf dem kürzesten Weg. Dadurch verlor die Würzbachbahn für den Durchgangsverkehr zwischen diesen beiden Städten an Bedeutung.

 

Am 1. Januar 1909 ging die Verbindung zusammen mit den übrigen Bahnstrecken innerhalb der Pfalz in das Eigentum der »Bayerischen Staatseisenbahnen« über.

 

Im Ersten Weltkrieg erlangte der Abschnitt Schwarzenacker–Bierbach zusammen mit der 1879 eröffneten Bliestalbahn Zweibrücken–Saargemünd, der Stichstrecke nach Zwei- brücken sowie der 1904 vollendeten Glantalbahn Homburg–Bad Münster strategische Bedeutung, da auf diese Weise bei Aufmärschen gegen Frankreich eine Überlastung der Nahetalbahn vermieden wurde und eine Umfahrung von Saarbrücken möglich war.

 

           

Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg

 

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden mit alle Orte entlang der historischen Würzbachbahn dem neu geschaffenen Saargebiet zugeschlagen. Eigentümerin war fortan die Saar- eisenbahn.

 

Dies hatte zudem eine Umorientierung der Verkehrsströme zur Folge. Die Züge der in Bierbach abzweigenden Bliestalbahn verkehrten bislang nach Zweibrücken, das im Gegensatz zu den übrigen Orten der Strecke nicht Bestandteil der neuen Region geworden war.

 

Statt dessen fuhren sie fortan ab Bierbach nach Schwarzenacker und von dort weiter nach Homburg, das ebenfalls Teil des Saargebiets war. Mit dessen Rückgliederung im Jahr 1935 war die »Deutsche Reichsbahn« für den Bahnbetrieb zuständig.

 

       

Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wiederholte sich das Procedere: Die Würzbachstrecke lag im nun Saarland genannten Gebiet und unterstand den Saarländischen Eisenbahnen (SEB) - ab 1951 Eisenbahnen des Saarlandes (EdS) genannt.

 

Zudem erfolgte eine neue Kilometrierung der Bliestalbahn, die nun in Homburg begann und in die der Abschnitt Schwarzenacker – Bierbach einbezogen wurde.

 

Mit der wirtschaftlichen Rückgliederung des Saarlandes an Deutschland fielen die beiden Teilstrecken Schwarzenacker – Bierbach und Bierbach – Würzbach, die längst keine betriebliche Einheit mehr bildeten, in den Zuständigkeits-bereich der »Deutschen Bundesbahn« (DB).

 

Am 31. Mai 1991 endete der Personenverkehr zwischen Schwarzenacker und Bierbach sowie auf der anschließenden Bliestalbahn und in die nördliche Richtung nach Homburg.

 

        

Verlauf

Die Strecke hatte im Bahnhof Schwarzenacker ihren Ausgangspunkt, von dem aus sie in Richtung Süden entlang der Blies verlief. Die Weichenverbindung nach Bierbach wurde inzwischen demontiert, während die historische Bahnlinie ab Bierbach als Teil der Bahnstrecke Landau–Rohrbach weiterhin existiert.

 

Kurz vor Blieskastel - Lautzkirchen zweigte die inzwischen abgebaute Bliestalbahn ab. Inzwischen folgt die Verbindung dem namensgebenden Würzbach. Hinter dem gleich-namigen Bahnhof verläuft der heutige Schienenstrang nach Rohrbach, zugleich wird das Würzbachtal verlassen.

 

Die alte, hier längst abgebaute Strecke orientierte sich fortan am Lauf des Stock-weiherbachs. In diesem Bereich wurde bis 1895 der alte Bahnhof Hassel (rechts der Straße von Hassel nach Niederwürzbach am Ortsausgang von Hassel auf der rechten Seite, gegenüber des Wildparks und ca. 300 m rechts neben einem kleinen Hotel) passiert, anschließend der Hasseler Tunnel durchquert, um St. Ingbert zu erreichen, das heute über die Bahnstrecke Mannheim–Saarbrücken angebunden ist.

 

Östlich des Tunnels ist die Bahntrasse bis heute zu erkennen, das Gelände des alten Bahnhofs von Hassel ist inzwischen überbaut worden.

 

Derzeit wird die Strecke von St. Ingbert über Rohrbach nach Niederwürzbach und weiter über Lautzkirchen und Bierbach nach Zweibrücken / Pirmasens noch stündlich befahren.