Die Römer und der Wein


Das Weinbaugebiet an der Mosel ist das älteste Weinbaugebiet in Deutschland. Funde, welche einen frühen Weinanbau belegen, gehen jedoch bereits zurück in die Zeit der Kelten, die zirka 500 vor Christus in der Region siedelten.

 

Es waren jedoch die Römer, die hier als Erste einen professionellen Weinbau betrieben haben. Das ist belegt durch die zahlreichen großen römischen Kelteranlagen, welche man entlang des Flusses bei Grabungen entdeckt hat.

 

Es ging den Römern vor allem darum, ihre Truppen mit Wein zu versorgen, denn ein Teil des Legionärsoldes wurde in Wein bezahlt.

 

Bevor jedoch die ersten nennenswerten Ergebnisse des Weinanbaus aus den neuen Anbauflächen zur Verfügung standen, musste der Wein an die Mosel als Handelsware »importiert« werden.

 

       

Weinhändler – gab es die im antiken Rom?

 

Aber ja! Der An- und Verkauf von Wein war sogar einer der bedeutendsten Zweige des römischen Handels! Der »vinarius« (mercator vinarius) – Weinhändler – war entweder als Großhändler im regionalen oder im Fernhandel tätig oder als Einzelhändler.

 

     

Weinläden und Weinhändler

 

Die »taberna« (Geschäft) der Weinhändler waren von außen durch einschlägige Schilder zu erkennen – wie etwa im englischen Sprachraum die »Liquor Store«. Sie befanden sich im Umkreis der Märkte und der Handwerksviertel – für das Volk also bestens erreichbar auf dem Weg zum Einkauf.

 

In Rom gab es sogar einen eigenen Weinhafen (portus vinarius) und einen vermutlich direkt angrenzenden Spezialmarkt für Wein (forum vinarium).  

 

Weintransport der Römer, © Vigilia Romana Vindriacum
Weintransport der Römer, © Vigilia Romana Vindriacum

Die erheblichen Umsätze der Weinbranche sind unter anderem an dem »Scherbenberg« (Monte Testaccio zwischen Aventin und Tiber) zu erkennen, auf den man jahrhundertelang die Scherben von Weinamphoren warf. Auch in anderen Provinzstädten gab es vermutlich Weinmärkte und Konsum in ähnlichem Maße.

 

Das Zentrum des Weinhandels war Italien, wo die Weinhändler spätestens seit dem 2. Jhd. n. Chr. Regionen übergreifend tätig waren. Der Weinhandel umspannte die gesamte römische Welt trotz protektionistischer Bestrebungen in der Wirtschaftspolitik zugunsten italienischer Winzer.

Besonders gallische und spanische Weine, aber auch Weine aus Griechenland und Kleinasien wurden nach Italien importiert. Ebenso gelangten italienische Weine in alle Provinzen. Amphoren-Funde lassen die Warenströme rekonstruieren.

 

         

Weintransport

 

 

Römische Weinamphoren, Foto: Etimbo
Römische Weinamphoren, Foto: Etimbo

Beim Seetransport wurde der Wein in Amphoren verschifft, zu Land und auf Flüssen auch in Fässern. Im Trierer Raum wurden einige Reliefs gefunden, welche den Transport und Verkauf von Wein anschaulich darstellen (z.B. das »Weinschiff« von Neumagen).

 

Winzer genossen generell keinen schlechten Ruf. Es gab aber auch unter ihnen schwarze Schafe, die Wein verschnitten oder falsch etikettierten. Amphoren verstaubt aussehen zu lassen etwa war eine Möglichkeit, Wein zu »veredeln«, aber auch das Verschneiden edler Weine mit Minderwertigen wurde oftmals praktiziert.

 

Warum sich beispielsweise der Weinhändler Munna, ein Großimporteur massiliotischen Weines, in Rom nicht blicken ließ, glaubte Martial zu wissen: »Damit er nicht zufällig einmal seinen eigenen »grässlichen Wein« vorgesetzt bekomme«.

 

       

Weinschiffe

 

Replikat des Neumagener Weinschiffs, Foto: Gerhard Gorges
Replikat des Neumagener Weinschiffs, Foto: Gerhard Gorges

Trotz des gut ausgebauten Straßensystems, das sich über das ganze römische Reich, also über alle Provinzen erstreckte, wurde der Handel hauptsächlich mit dem Schiff abgewickelt. Das lag daran, dass ein Schiff wesentlich mehr Güter wesentlich schneller Transportieren konnte als die kleinen Wägen.

 

Eigentlich waren die Römer kein Seefahrervolk. Deswegen waren viele Seeleute auch Griechen, Nordafrikaner oder Araber. Mit der Zeit gab es aber auch immer mehr römische Seefahrer.

 

Wenn man an römische Schiffe denkt, ist das erste Bild, das einem so einfällt, wohl eine prächtige Galeere, mit vielen Ruderern, einem Masten mit Segel und hunderten, jederzeit kampfbereiten Soldaten an Deck. Die hölzernen Handelsschiffe waren da ganz anders:

 

Sie hatten meist keine Ruderer, waren etwa 25 - 30 Meter lang, 8 - 10 Meter breit und konnten etwa 110 – 180 Tonnen laden. Das entspricht in etwa der Größe eines modernen Binnenschiffes. 

 

Sie hatten einen aus einem Stück gehobelten Hauptmast, an dem das Großsegel hing, sowie ein kleineres Vorsegel am Bug. Vor dem abgerundeten Heck, der Rückseite des Schiffes, war ein kleiner Balkon, von dem aus der Steuermann das Ruder betätigte und wo sich der Kapitän und vornehme Reisende aufhielten.

 

Daneben stand zu Verzierung oft ein Schwanenhals, der »apulstra« genannt wurde. Durchschnittlich fuhr ein Schiff etwa 6 Knoten, das entspricht etwa 4,2 Seemeilen pro Stunde.

 

          

Besatzung

 

Die Besatzung bestand aus einem Kapitän, einem Steuermann und einem Nautiker. Er legte den Kurs fest. Bei größeren Lastschiffen fuhr noch ein Beauftragter der Reederei, der für die Ladung verantwortlich war, mit. 

 

Er konnte den Kapitän zur Routenänderung zwingen, wenn die Ware vorzeitig abgesetzt worden war oder noch weitere Häfen angelaufen werden sollten. Außerdem waren natürlich noch Matrosen an Bord. Man orientierte sich tagsüber nach dem Stand der Sonne, nachts nach den Sternen.

 

      

Besondere Schiffstypen

 

Oft wurden besondere Schiffstypen eingesetzt, die nur für den Transport einer Ware konstruiert worden waren, z.B. »naves lapidariae«, besonders verstärkte Schiffe, die für den Transport von Marmor bestimmt waren, »naves vinariae«, ausgestattet mit riesigen, bis zu 3.000 Liter fassenden Fässern, für den Weintransport und »naves granariae«, die für Rom besonders wichtigen Getreideschiffe, die keine technischen Besonderheiten vorweisen konnten.

 

     

Reisende

 

Es gab im alten Rom keine reinen Passagierschiffe. Man suchte sich am nächsten Hafen ein Schiff, das bald in die Richtung auslief, in die man wollte. Dann zahlte man eine bestimmte Summe und bekam, falls noch Platz an Bord war, einen Platz.

 

Die Verpflegung »an Bord« bestand aus Wasser und einem Schlafplatz, für den Rest, also für das Essen mussten die Reisenden selbst aufkommen. Während ärmere Reisende alle zusammen mit den Matrosen unter Deck schliefen, bekamen die Reichen für entsprechend mehr Geld meist eine Kajüte bei denen der Offiziere und des Kapitäns.

 

      

Amphoren als Transportmittel

 

 

Römische Weinamphoren, Foto: Etimbo
Römische Weinamphoren, Foto: Etimbo

Da die Waren, gleich ob Wein, Lebensmittel, Waffen oder sonstige Güter vom Ort der Herstellung, bzw. dem Handelszentrum zum »Verbraucher« transportiert werden mussten, benötigte man entsprechende Behältnisse oder »Verpackungen«. Hier kamen u.a. Amphoren zum Einsatz.

 

Amphoren dienten für den Transport von Lebensmitteln aus dem Mittelmeerraum (Olivenöl, Wein, Fischsauce, seltener Südfrüchte).

 

Oft waren die etwa 15 bis 80 Liter fassenden »Einwegverpackungen der Antike« beschriftet: Ware, Herkunft, Transportfirma, Kontrollvermerke usw. wurden angegeben.

 

Daneben kannte man, insbesondere für Wein, auch (die im Boden nur selten erhaltenen) Fässer mit bis zu 3.000 Liter Inhalt. Beschriftungen, erhaltene Reste des Inhalts und Vergleiche der Amphorenformen ermöglichen es vielfach, bestimmte Verpackungsformen einem spezifischen Inhalt zuzuweisen. Einige Formen oder/und Tonarten sind typisch für bestimmte Weine unterschiedlichster Provenienz.

 

Beim Wein verändert sich das Angebot im Laufe der Zeit am meisten, was teilweise mit der Erschließung neuer Anbaugebiete, mit politischen Veränderungen, teilweise auch mit modischen Trinkgewohnheiten zusammenhängt. Interessant ist, dass in spätrömischer Zeit auch der aus den schriftlichen Quellen wohlbekannte Wein aus Gaza im Heiligen Land von den Römern geschätzt wurde.

 

         

Veränderte Trinkgewohnheiten bei Wein

 

Beim Wein finden wir im Laufe der Zeit auch stärkere Veränderungen im Angebot, was teilweise mit der Erschließung neuer Anbaugebiete, mit politischen Veränderungen, teilweise auch wie heute mit modischen Trinkgewohnheiten zusammenhängt.

 

Wenn man bedenkt, dass die einheimische Bevölkerung vor der Eroberung unseres Gebietes durch die Römer zu Caesars Zeit als Südimport nur den Wein aus Italien kennen und schätzen gelernt hatte, aber keine anderen südliche Lebensmittel, beeindruckt die Umstellung vieler (aber natürlich nicht aller!) Essgewohnheiten und Zubereitungsarten von Speisen nach südlicher Art.    

 

Die importierten Lebensmittel illustrieren, wie rasch und stark die als Vorbild empfundene römische Kultur bis in die Bereiche des täglichen Lebens hinein wirkte.