Die Schiffe der Römer


Mosel, Donau und Rhein wurden vor den Römern bereits zur Zeit der Kelten mit Booten und Schiffen befahren. Insbesondere der Transport von Versorgungsgütern, Handelswaren und Bodenschätzen wurde, wo es möglich erschien, mit Schiffen durchgeführt. 

 

Rekonstruktion des ›Neunmagener Weinschiffes‹, Foto: Gerhard Gorges
Rekonstruktion des ›Neunmagener Weinschiffes‹, Foto: Gerhard Gorges

Seit Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde der Rhein durch Römer immer mehr zur Handelsstraße. Darauf weisen nicht nur das »Blussus-Bild« (das Schiff des Mainzer Schiffers ›Blussus‹ ist auf seinem Grabstein um 50 n.Chr. abgebildet) oder das »Neumagener Weinschiff« hin, sondern auch die acht »Mainzer Schiffe«, welche in den 1980er Jahren in Mainz ausgegraben, wissenschaftlich ausgewertet und konserviert wurden. 

 

Es handelt sich dabei um schnelle, leichte Ruderboote, die zur Überwachung der Rheingrenze gedient haben, ein Reiseschiff für Staatsbeamte und ein Frachtschiff für 30 t Ladung.

 

Noch ein wenig mehr »Licht ins Dunkle« bringt ein Fund im heutigen Bayern: 

 

Im Jahr 1986 wurden in einem archäologischen Suchschnitt 50 m westlich des römischen Kastells ›Oberstimm‹ bei Ingolstadt zwei römische Schiffe entdeckt. Die Fundstelle befindet sich am ehemaligen Ufer der heute verlagerten Brautlach, eines kleinen Nebenflusses der Donau.

 

1994 wurden beide Schiffe ausgegraben und geborgen. Abgesehen von den Zerstörungen, die 1986 durch den Bagger hervorgerufen worden waren, ist das Schiff 1 auf eine Länge von 15 m unversehrt geblieben.

 

Bug und Heck fehlen, doch nach der erhaltenen Rumpfform zu urteilen, kann es nur wenig länger gewesen sein. 

 

Während die Steuerbordseite vom Dollbord bis zum Kiel vollständig bewahrt blieb, ist die Backbordseite komplett vergangen. Rekonstruiert ergibt sich ein Schiff von 15,70 m Länge, 2,70 m Breite und 1 m Höhe.

 

           

Datierung

  

Bei den beiden Schiffen 1 und 2 aus Oberstimm bestehen die Planken aus Kiefer, der Kiel, das Kielschwein, die Spanten und die Duchten aus Eiche.

 

Dendrochronologische (von griech. dendron »Baum«, chronos »Zeit«, logos »Lehre«; also »Lehre vom Baumalter) Untersuchungen ergaben für das Eichenholz Fälldaten von 90 n.Chr. +/- 10 bzw. 102 n.Chr. +/-10 Jahre.

 

Eine weitere zeitliche Eingrenzung ermöglichten Eichenpfähle, die als Uferbefestigung in den Boden gerammt worden waren und beide Schiffe durchschlagen hatten.

 

Sie sind 118 n.Chr. gefällt worden. Beide Schiffe gehören also in domitianisch/trajanische Zeit.

 

        

Funktion

 

Schiff 1 war nachweislich ein Ruderschiff wie die erhaltenen Dollen und Sitzduchten zeigen.

 

Es gibt Hinweise für 10 Ruderer auf der Steuerbordseite, sodass die gesamte Rudermannschaft wohl aus 20 Mann bestand.

 

Zusätzlich konnte es gesegelt werden, wie das in Resten erhaltene Kielschwein belegt. 

Der schlanke Rumpf mit einem Längen/Breiten-Verhältnis von rund 6:1 und die schmalen Heck- und Bugpartien sprechen dafür, dass das Schiff »Oberstimm 1« ein Militärfahrzeug gewesen ist.      

 

Ob es als Mannschaftstransporter, Patrouillenfahrzeug oder Kurierschiff zwischen den Donaukastellen eingesetzt war, muss allerdings offenbleiben.