Die Sprache der Moselfranken


Der moselfränkische Dialekt

 

Moselfränkisch, auch moselfränkischer Dialekt genannt, ist eine west-mitteldeutsche Mundart. Sie gehört zu den mittelfränkischen Dialekten und bildet eine eigene Dialektgruppe. Der Wortschatz des Moselfränkischen wird im »Rheinischen Wörterbuch«, die Sprachgeografie im »Mittel-rheinischen Sprachatlas« beschrieben.

 

     

Definition

 

Der Rheinische Fächer, 1: Niederländisch, 2: Limburgisch, 3: Ripuarisch, 4: nördliches Moselfränkisch, 5: südliches Moselfränkisch, 6: Rheinfränkisch (© Hans Erren)
Der Rheinische Fächer, 1: Niederländisch, 2: Limburgisch, 3: Ripuarisch, 4: nördliches Moselfränkisch, 5: südliches Moselfränkisch, 6: Rheinfränkisch (© Hans Erren)

Moselfränkisch unterscheidet sich deutlich von den übrigen deutschen Mundarten. Ein Beitrag der Deutschen Welle aus dem Jahr 2009 nennt den moselfränkischen Dialekt einen »Exoten« unter den deutschen Dialekten, die Sprache an der Mosel klinge bunt, wild und ganz anders.

 

Im Gegensatz dazu beschreibt ein Reisebuch aus dem Jahre 1840 das Moselfränkische in der Stadt Trier so: Die Sprache hat in ihrer volltönenden Breite etwas ungemein treu-herziges und gemütliches. 

 

In der Tat wird Moselfränkisch von anderen Deutschsprechenden außerhalb der mosel-fränkischen Sprachgruppe nur schwer oder überhaupt nicht verstanden.

 

Der Moselfranke bezeichnet seinen Dialekt als »Platt«: Mir schwaätzen Platt – wir sprechen Platt. Trierer Platt nennen die Bewohner der Stadt Trier ihre Mundart, die Bewohner der Hunsrückregion sprechen von Hunsrücker Platt, die Bewohner der Eifel von Eifeler- oder Eifler Platt.

 

Auch die Einwohner des Großherzogtums Luxemburg sprechen Platt, nämlich Luxemburger Platt und meinen damit ihre Sprache, die sie im Jahr 1984 per Gesetz zur Amtssprache erhoben haben. Aufgrund dessen sprechen sie offiziell »Lëtzebuergesch«, das gleichwohl eine moselfränkische Sprachvarietät geblieben ist.

 

Trotz gleicher Benennung als »Platt« hat der moselfränkische Dialekt mit der niederdeutschen Sprache, dem Plattdeutschen, das man im nord-deutschen Raum spricht, nur wenige Parallelen. 

 

Moselfränkisch ist jedoch keine eigenständige Sprache mit Orthografie- und Grammatikregeln, sondern nur eine Mundart, ein Dialekt eben.

 

           

Regionale Dialektvarietäten

 

Das »Linguasphere Register« (Ausgabe 1999/2000, S. 430) führt unter dem Moselfränkischen fünf Dialekte auf:

  • Trierisch (Rheinland-Pfalz, Luxemburg, Obermosel, nordwestliches Saarland)
  • Eifelisch (Rheinland-Pfalz, Ostbelgien, Luxemburg, südliches Nordrhein-Westfalen)
  • Untermosellanisch (Rheinland-Pfalz)
  • West-Westerwäldisch (Rheinland-Pfalz)
  • Siegerländisch (Nordrhein-Westfalen)

 

Zum Moselfränkischen gehören auch die Sprachvarietäten Lothringisch, Luxemburgisch sowie Siebenbürgisch-Sächsisch.

 

       

Geografische Verbreitung

 

Frankenreich unter Karl dem Großen
Frankenreich unter Karl dem Großen

Moselfränkisch wird im gesamten deutschsprachigen Moselraum sowie in der südlichen Eifel, im nördlichen Hunsrück, jenseits des Rheins bis ins Siegerland hinein, im nördlichen und westlichen Saarland, im südlichen Ostbelgien, entlang der deutschen Grenze auch im ostfranzösischen Lothringen und nicht zuletzt an der Obermosel und im Großherzogtum Luxemburg gesprochen.

 

Im Norden grenzt die moselfränkische Sprachregion an das ripuarische-, im Osten an das hessische- und im Süden an das rheinfränkische Sprachgebiet. 

 

Eine Linie, die aus Lothringen kommend quer durch das Saarland, dann über den Hunsrückkamm und bei St. Goar über den Rhein hinweg ins Hessische hinein verläuft, trennt den moselfränkischen vom rheinfränkischen Dialekt.

 

Sie wird nach einem charakteristischen Unterschied beider Dialekte die »Dat-das-Linie« genannt. Nördlich dieser Isoglosse, im Moselfränkischen, werden die hochdeutschen Wörter »das«, »was«, »es« usw. als »dat«, »wat«, »et« usw. gesprochen. 

 

op - of Linie der moselfränkischen Sprache
op - of Linie der moselfränkischen Sprache

Die Dialektgrenzen sind nicht überall so eindeutig wie an dieser Linie auszumachen, denn in den Übergangsregionen haben sich Mischformen ausgebildet. So sind immer wieder die Einflüsse ripuarischer Dialekte erkennbar. An der Elz wird beispielsweise das »goot« wieder zum »joot« und der »Gesell« zum »Jesell«.

 

Auch innerhalb des moselfränkischen Sprachraumes gibt es örtlich Abgrenzungen mit sprachlichen Unterschieden, die mitunter sogar zwischen unmittelbar benachbarten Orten bestehen. 

 

In Kalenborn bei Kaisersesch ist dies bei der Aussprache der Fragewörter »warum« und »was« zu erkennen, die zu »borömm« und »batt« werden.

 

Leider nimmt die Zahl der Mundartsprechenden etwa seit der Mitte des 20. Jahrhunderts mit jeder Generation rasant ab.

 

            

Lehnwörter

 

Im Moselfränkischen gibt es, wie auch in anderen Dialekten, Lehnwörter aus anderen Sprachen; sie belegen den sehr weit in die Geschichte zurückreichenden Ursprung. So lassen sich noch Relikte aus der keltisch-gallischen Sprachvarietät, die vor der Zeitenwende von den Treverern gesprochen wurde, nachweisen, wie z. B. »Laä« für »Fels« oder »Koa« für »(Schub)Karre«.

 

Ebenso lassen sich einige Ortsnamen der Sprachregion auf keltischen Ursprung zurückführen, wie etwa die Namen der Trierer Stadtteile »Zewen« und »Feyen« sowie die Namen der Gemeinden »Korlingen« und »Pluwig«.

 

Weitere Lehnwörter kommen als Latinismen aus dem Lateinischen, das die Römer in die Region mitbrachten. 

 

Beispiele für Latinismen sind moselfränkische Wörter wie »Kellergroat«, von lat. »crypta«, für den außerhalb des Hauses angelegten Kellerzugang; Kartoffeln, Erbsen und Bohnen werden im moselfränkischen Raum »möll« – weich gekocht, von lat. »mollis«; ein Tor verschließt man ggf. mit einem »Klo’uster«, einem Vorhängeschloss, von lat. »claustrum«.

 

Auch das moselfränkische Wort »Viez« für Apfelwein kommt aus dem Lateinischen – umstritten ist allerdings, ob es von »vice vinum« – Ersatzwein oder »vitis« – Weinstock herkommt.

 

Viele Orte der moselfränkischen Region erhielten ihren Namen zur Römerzeit. Noch heute kann man ihre Herkunft erkennen, darunter die Ortsnamen Kattenes – Catena, Tawern – Tabernae, Konz – Contionacum, Quint – Quintus, Detzem – Decem, Föhren – Furne, Koblenz – Confluentes, Neumagen – Noviomagus oder Bernkastel – Castellum.

 

Die Übernahme von Lehnwörtern aus dem Französischen ist auch auf die zahlreichen französischen Besatzungen des moselfränkischen Raumes in Kriegszeiten, darunter die Reunionskriege im 17. Jhdt., die Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit der Französischen Revolution und die Napoleonischen Kriege nach 1803, zurückzuführen. 

 

Sie blieben nicht zuletzt wegen der Nähe zu Frankreich über die Jahrhunderte hinweg bis heute im Moselfränkischen erhalten. 

 

Beispiele für Gallizismen sind die moselfränkischen Wörter »Bredullisch« für Verlegenheit – aus dem französischen Wort »brédouille«, »Kanallisch« für Verbrecher, Gesindel – aus »Kanaille«, »Gosch« für Kehle, Gesicht, vulgär auch für Schnauze – aus »gorge«, »Filluzipé« für Fahrrad – aus »velocipède«, »Pottmanee« für Geldbörse – aus »Portemonnaie« und »Trottoar« für Gehweg oder Bürgersteig – aus »trottoir«.

 

Großen Einfluss auf das Moselfränkische bekam seit dem 12. Jhdt. auch das Jiddische, die Sprache, die sich im Hochmittelalter aus dem Mittel-hochdeutschen entwickelte. 

 

Sie wurde vor allem von jüdischen Händlern und Kaufleuten gesprochen. Da insbesondere der Viehhandel über Jahrhunderte hinweg in jüdischen Händen lag und die ländliche Bevölkerung traditionell mit den Juden Geschäfte machte, musste sich die Bevölkerung, wollte sie beim Geschäfte machen nicht übervorteilt werden, mit der Sprache vertraut machen. 

 

So gelangten viele jiddische Sprachelemente in das Moselfränkische. Jiddischen Ursprungs sind z. B. die moselfränkischen Wörter: »Schofel« für link, hinterhältig, »acheln« für essen, »mo’uscheln« und »beschummeln« für mogeln, betrügen, »Schlunze« für Geliebte oder »Buhei« für Lärm oder Aufwand. 

 

Noch zu hörende Wörter sind zum Beispiel »Tacheles« [reden] für Klartext [reden], »Reibach« für Gewinn, »Zores« für Krach oder Durcheinander und »Schlamassel« für schlecht.

 

Diese Wörter verschwinden aber im heutigen Platt mehr und mehr.

 

                  

Die »Dat-das-Linie«

 

dat - das Linie als Trennung mosel- und rheinfränkisch
dat - das Linie als Trennung mosel- und rheinfränkisch

Die Dat-das-Linie (auch: Wat-was-Linie) ist eine Isoglosse zwischen deutschen Mundarten, die quer durch das gesamte deutsche Sprachgebiet verläuft.

 

Nördlich der Linie gilt »dat«, südlich der Linie »das«. Innerhalb des westmittel-deutschen Sprachgebiets bildet sie im »Rheinischen Fächer« eines von mehreren Unterscheidungsmerkmalen zwischen den beiden fränkischen Dialekten Mosel-fränkisch (dat) und Rheinfränkisch (das). Andere Bezeichnungen lauten »Sankt-Goarer-Linie« und »Hunsrück-Schran-ke«. 

 

      

Verlauf

 

Die »Dat-das-Linie« durchquert von der deutsch-französischen Sprachgrenze her aus Frankreich (Lothringen) kommend zunächst das Saarland. 

 

Innerhalb des Saarlandes verläuft sie nördlich von Saarbrücken (Völklingen) von Südwest nach Nordost zur mittleren Nahe in Rheinland-Pfalz, von dort quer über den Hunsrück (deswegen auch »Hunsrück-Schranke«) und erreicht bei Sankt Goar den Rhein (deswegen auch »St. Goarer-Linie«).

 

Rechtsrheinisch führt sie weiter nordöstlich an der rheinland-pfälzisch-hessischen Grenze entlang über Limburg an der Lahn und Dillenburg, bis sie sich in Nordrhein-Westfalen mit der Benrather Linie (Eifel-Schranke) vereinigt. Die Linie verläuft von dort aus weiter in nordöstlicher Richtung und erreicht bei Frankfurt/Oder den Fluss Oder und die deutsch-polnische Sprachgrenze.

 

Die »Dat-das-Linie« kann in Südwestdeutschland meistens Dorf für Dorf genau bestimmt werden. Die Sprachgrenze verwischt jedoch mit der zunehmenden Mobilität der Bevölkerung.

 

      

Quelle: wikipedia.org