Christian Kretzschmar


Christian Kretzschmar (* um 1700 vermutlich in Sachsen, † 23.6.1768 Merzig/Saar. (evangelisch, dann katholisch), war ein deutscher Baumeister des Barock und des Rokoko.

 

     

Leben

 

Aus Sachsen stammend, war er im Saarland (Kurtrier) tätig. Die für 1725-28 angenommene Berufung nach Trier durch Kurfürst Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, seit 1683 zugleich Fürstbischof von Breslau, ist archivalisch nicht gesichert. 

 

Erst mit der Bestellungsurkunde zum Baumeister der Abtei Mettlach im Jahr 1727 wird Kretzschmar in Mettlach erwähnt, wo er sich auch als Bildhauer betätigt hat. 

 

Abtei Mettlach
Abtei Mettlach

Um 1740 heiratete er Anna Maria Bonnebie (1706–83), Tochter des Lothar Friedrich Bonnevie. Die Ehe blieb kinderlos. Sie lebten in Merzig, wo er am 14. Januar 1750 zum Ratsherrn und Schöffen gewählt wurde.

 

Kretzschmars Stil zeigt zwei Phasen: 

 

Mit seinem Hauptwerk, der »Benediktiner-Abtei Mettlach«, 1727-71 (die geplante Kirche wurde nie ausgeführt), führt er in das bereits stark französisch-klassizistisch bestimmte westrheinische Gebiet noch einmal den schweren, kräftig belebten Barock des ostmitteldeutschen Raumes ein.

 

Die starke Plastizität der Hauptfassade sowie die Keilsteinmasken-Zyklen erinnern an Pöppelmann. Die großartige Hauptportalanlage übertrifft alle vergleichbaren Beispiele der von Borrominis Stil bestimmten hochbarocken Portale in Wien, Breslau, Dresden und Leipzig.

 

Die zweite Stilphase setzt gegen Ende der 1730er Jahre ein. Einen Übergang stellt Kretzschmars zweites Hauptwerk dar, die (neuerdings archivalisch für ihn gesicherte) »Zisterzienser-Abtei-Kirche Himmerod« in der Eifel, um 1740/41-1751, eine der größten Barockkirchen des Rheinlandes.

 

Die turmlose Westfassade mit spannungsreich konkav vorschwingendem Mittelfeld und zweifachem Giebelauszug lässt an böhmische Vorbilder denken (Prag, St. Gallus; Haindorf).  

 

St. Paulin Trier
St. Paulin Trier

Vor allem mit seinen Trierer Bauten (Konventsgebäude von St. Irminen, 1739–44) gelangen Kretzschmars Bauten zu größerer Flächigkeit, wirken beruhigter, im Detail weniger plastisch und berühren sich damit stärker mit dem »modernen« Zeitstil.

 

In der eigenständigen Verarbeitung und Zusammenfassung selbst heterogener Stilelemente ist Kretzschmar – darin ganz Kind seiner Zeit – ein Meister. Seine Wirkung ist beträchtlich: 

 

Der Grundriß von »St. Paulin« in Trier erscheint vergleichbar mit der geplanten Klosterkirche in Mettlach. Dass Kretzschmar der erste Planer von »St. Paulin« gewesen sei, muss freilich Hypothese bleiben. 

 

Besonders hat er das ländliche Bauwesen im Bereich der unteren Saar und um Trier nachhaltig bis ins frühe 19. Jhdt. beeinflußt.

 

                

Werke: 

 

Sankt Gangolf (Merzig, OT Besseringen): 
Pavillon »Pagodenburg«, 1745 

 

Wiltingen: 
Mettlacher Hofhaus 1755 

 

Eisenschmitt / Eifel:  
Zisterzienser-Abtei-Kirche Kloster Himmerod, um 1740

 

Trier:
St. Paulin, 1734 (Zuschreibung umstritten)
Abteigebäude v. St. Irminen 1739–44
Trierer Hof 1739
Franziskaner-Minoriten-Klostergebäude 1738–65
Haus Simeonstr. 45, um 1740,
Benediktiner-Abteikirche St. Marien (im 19. Jhdt. abgebrochen)

 

Merzig: 
Haus Poststraße 12 (für Familie Marx) um 1740
Umbau d. sog. »Soeterschen Jagdschlosses«
Wohnhaus Trierer Straße 97, um 1760
Schlösschen in Hilbringen um 1745

 

Tholey:
Orgelempore d. Benediktiner-Abteikirche um 1750 

 

Münchweiler:

Schloß Münchweiler (zumindest Anregungen f. d. Portal) 1752 

 

Besseringen:
Zehnthaus in um 1765

 

Mettlach:
Benediktinerabtei

 

Harlingen, (Merzig):
kath. Filialkirche St. Maria, um 1750

 

Hilbringen, (Merzig):

Schlösschen, um 1745

 

Zentraler Mittelpunkt des Ortes Hilbringen ist noch immer der Schlossberg. Auf der nach drei Seiten abfallenden Anhöhe steht ein vornehm wirkendes, mit Weinlaub umranktes Herrenhaus – ein barocker Prachtbau von Christian Kretzschmar aus den Jahren 1745 bis 55, errichtet für die Familie de Maurice.

 

Die Hilbringer nennen es nur »Das Schlösschen«. Und die Handschrift des Meisters in unverkennbar. Ähnlich dem Stadthaus und dem »Staadt-Marxschen Bürgerhaus« in der Merziger Fußgängerzone betont er auch hier ganz besonders die Mitte: Portal, Balkon und Stichbogengiebel sind dabei als Risalit zusammengefasst.

 

Die Gestaltung der seitlichen Fensterachsen ist dagegen von zurückhaltender Noblesse. Beides zusammen ergibt ein harmonisches Bild.

 

Das Schlösschen befindet sich in Privatbesitz, ist daher nur von außen zu besichtigen.

 

                   

Sonstiges

 

Eine Schule in Merzig und mehrere Straßen in der Region wurde nach Christian Kretzschmar benannt.

 

     

Quelle: wikipedia.org