Die Wagen der Römer


Tatsächlich gab es eine Reihe unterschiedlicher römische Wagen-Typen. Einige von ihnen sind Keltischen Ursprungs. Es gab Bezeichnungen dafür, welche sich, interessanterweise, gar nicht mit dem konkreten Aussehen der Wagen in Verbindung bringen lassen. 

 

Folgende sind u.a. bekannt:

  • »plaustrum«, einachsiger, bäuerlicher Ochsenkarren; schwerer Lastkarren
  • »birota«, einachsige Kutsche für max. 2 Personen
  • »cisium«, offene, leichte, einachsige Reisekutsche
  • »carpentum«, schwerer, überdachter, einachsiger Last- und Reisewagen
  • »carruca«, vierrädriger, überdachter, reichverzierter Transportwagen
  • »carrus«, vierrädriger Transportwagen und Gepäckkarren keltischen Ursprungs sind der »cisium«, der »carruca« und der »carrus«.        

 

Als Zugtiere dienten Pferde, Maultiere oder Ochsen. Sehr beliebt waren römische Wagen allerdings nicht – weder bei denen, die sie nutzten, noch bei denen, welche unter dem Lärm der eisenbeschlagenen Räder auf dem Basaltpflaster, insbesondere nachts, litten. 

 

Die Straßen waren ja nicht so eben wie heute und die meisten Wägen nicht gefedert waren. Trotz des gut ausgebauten Straßensystems, ertrugen die Fahrer von Wagen erhebliche Strapazen und mussten sich in Geduld üben.

 

Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug etwa fünf Meilen pro Stunde, also rund 7,5 Kilometer/Stunde. 

 

Im mondänen Badeort Baiae etwa oder in der Hauptstadt Rom gab es ein Tagesfahrverbot und so konzentrierte sich der strepitus rotarum (Lärm der Räder) auf die Nachtstunden und terrorisierte viele Bewohner mit Schlafstörungen. 

 

       

Waren für römische Wagen »ohne Maut«

 

Zum Transport von maximal 2 Personen benutzten die Römer die »birota«, für den Transport von Waren vorwiegend das »plaustrum« (plostrum) und den »Carus«.  

 

Das »plaustrum« war ein zweirädriger, schwerer, meist von zwei Ochsen gezogener Last-Wagen, der gewöhnlich auf Scheibenrädern mit Eisenringen lief. Er wurde in der Landwirtschaft eingesetzt und mit ihm wurden wichtige Lebensmittel, wie Öl, Wein, Getreide, Früchte und Gemüse in die Städte gefahren. Außerdem wurden Baumaterialien und Unrat damit abgefahren. 

 

Das mitunter erwähnte »sarracum« unterschied sich wohl nur geringfügig vom »plaustrum«; möglicherweise konnte es noch etwas schwerere Lasten befördern. 

 

Das »carrus« war ein mit Ochsen, Pferden oder Maultieren bespanntes, längliches Fuhrwerk mit vier großen Speichen-Rädern. Beide Seitenwände konnte man herunter klappen. Mitunter wurde er zum Planwagen umgerüstet, in der Regel aber blieb die Ladefläche offen. 

 

Der römische Wagen »carrus« diente im zivilen wie im militärischen Bereich dem Transport von Gütern aller Art, zum Teil mit Netzen verzurrt und mit Planen vor dem Staub der Straße geschützt. 

 

         

Busreisen in der Römerzeit

 

Im Personen-Reiseverkehr dominierten unter den vierrädrigen Wagen die »rheda« und die »carruca«. Wer mit Gepäck und in Gesellschaft unterwegs war, wählte die robuste »rheda«, ein Fahrzeugtyp, den die Römer von den Galliern übernommen hatten.

 

Die Reisenden saßen mit vier bis sechs Personen auf gegenüber oder hintereinander angeordneten Bänken, vorne der Kutscher (»mulio«). 

Der schwere römische Wagen wurde zwei- oder vierspännig gefahren. Bis zu zehn Maultiere oder Esel kamen zum Einsatz für römische Wagen, wenn die Straßenverhältnisse schlecht waren oder die gesetzlich festgeschriebene Maximallast von 1.000 Pfund (330 kg) überschritten wurde – was häufig genug der Fall war.

 

Die wenig komfortablen »rhedae« hatten selten ein Verdeck. Außerdem kamen sie aufgrund ihrer Schwere nur langsam voran. Trotzdem waren sie als Miet- Wagen – sicherlich auch wegen ihrer Zuverlässigkeit – sehr gefragt. 

 

Dass Caesar einmal über mehrere Tage hinweg in einer »rheda« – natürlich bei ständigem Wechsel der Zugtiere – eine Tagesstrecke von 150 Kilometer zurücklegte, galt als Rekord einer »unglaublichen Schnelligkeit« Normalität waren rund 36 Kilometer am Tag. 

 

         

Der Porsche der Römerzeit

 

Gewissermaßen der Porsche unter den »rheda« war die »carruca«. Zwei Insassen fanden auf der Rückbank relativ viel Platz. Auf der vorderen Bank saß der Kutscher.

 

Der römische Wagen (carruca) wurde oft von hohen Beamte genutzt, zu Dienstfahrten und entsprechend repräsentativ waren solche »carrucae« mit Reliefs oder Bronze- und Silberapplikationen geschmückt.

 

Schutz gegen Wetter und Schmutz boten die mit Leder oder Leinwand überdachten »carrucae dormitoriae« (Schlaf-carrucae), die zum Teil mittels einer elastischen Konstruktion aus Metallbügeln und Lederriemen über eine Federung der Karosserie verfügten.

 

Dies war ein zusätzliches Plus an Bequemlichkeit, das solche Versionen zu einem »Nobel-Wagen« der Reichen und Mächtigen aufwertete. 

 

Der vornehmste unter dem zweirädrigen Wagen aber war das »carpentum«, ein mit zwei Maultieren bespannter, von einem gewölbten Dach bedeckter römische Wagen (»currus arcuatus«), in dem häufig Frauen fuhren – weibliche Angehörige der kaiserlichen Familie ebenso wie Damen der Halbwelt vom Schlage einer Cynthia, welche sich ein seidengepolstertes »carpentum« von einem reichen Verehrer ausleiht. 

 

         

Mit dem Cabrio durch die Römerzeit

 

Für schnelles Reisen wie Überland- oder Spazierfahrten stand das »essedum« zur Verfügung, ein aus dem gallisch-britannischen Streitwagen hervorgegangenes, leicht offenes Fahrzeug für zwei Personen. 

 

Gewöhnlich wurde auch dieser römische Wagen von einem Kutscher gelenkt, doch war es auch üblich, dass ein Reisender selbst die Zügel in die Hand nahm. 

 

Ein noch leichteres doch deshalb schnelleres »Cabrio« war das »cisium«. Der Reisende konnte es selbst lenken, ebenso wie den verwandten »covinnus«. 

 

Erhöhte Geschwindigkeit war übrigens auch für den Berufsstand dem »cisiarius« (professioneller Kutscher) schon damals nicht untypisch.      

 

Da Reisen aber immer holprig, beschwerlich und langatmig war zu dieser Zeit, ließ sich übrigens dem Würfelspiel verfallenen Kaiser Claudius seinen Reisewagen zum Spielzimmer umbauen, in dem durch technische Vorrichtungen gesichert war, dass auch bei holpriger Strecke die Würfel nicht durcheinander gerieten.